- himmlisches Jerusalem
- himmlisches Jerusalem,im Alten Testament eschatologische Erhöhung des irdischen Jerusalem, Stadt der besonderen Erwählung Jahwes, Sitz des messianischen Davidssohns, Stadt der Gerechtigkeit, Ziel der großen Pilgerschaft der Völker; in der jüdischen Apokalyptik die von Gott erbaute Stadt, die auf die alte oder verwandelte Erde hinabsteigen wird, oder ein endzeitlicher Ort, an dem die Gerechten ewig sein werden. Im Neuen Testament (Offenbarung des Johannes 21,2-22,5) Bild für die Vollendung der Geschichte Gottes mit den Menschen.In der bildenden Kunst wird das himmlische Jerusalem seit frühchristlicher Zeit wiedergegeben, wobei anfangs das Stadtbild auch das historische Jerusalem als Symbol des Alten Testaments meinen kann. Mittelalterliche Beispiele finden sich in der Buchmalerei (z. B. Bamberger Apokalypse), auf Teppichen (Teppich von Angers), in der Wandmalerei, auch in der kirchlichen Ausstattung (Radleuchter u. a. in Hildesheim, Comburg; Monstranzen) und an Bauteilen (Baldachine, Rad- oder Sonnenfenster). Die Darstellungen haben vielfältige symbolische Bezüge, 12 Tortürme stehen für die 12 Apostel, die quadratische Mauereinfassung für die vier Elemente, Bäume, Flüsse, Brunnen weisen auf das himmlische Jerusalem als das neue Paradies, Christus erscheint als Lamm oder als Maiestas Domini. In der Renaissance kann selbst das reale Abbild einer bestimmten Stadt das himmlische Jerusalem versinnbildlichen (Paradiestür des Baptisteriums in Florenz von L. Ghiberti). In der mittelalterlichen Baukunst ist die Ordnung der Fassade, aber auch des gesamten Kirchenbaus Spiegel und Sinnbild des himmlischen Jerusalem.
Universal-Lexikon. 2012.